I am here

Während der Fahrt muss ich daran denken, was mir Anna ein paar Tage zuvor zu meinem Winter im Sommer schrieb: über die »freche« Gleichzeitigkeit der Dinge und ihre Daseinsberechtigung. Seit ich dieses Buch gelesen habe, weiß ich um die vielen Winter, denen wir Menschen (immer wieder) in unseren Leben begegnen. Dass wir sie alle fühlen. Aber auch um die (unerwartete) Fernwärme, das Sehen und Halten. Die schönen Aussichten, die gerade noch gar nicht da waren. Lauter funkelnde Facetten, sind sie noch so brüchig. All das geht – manchmal wahnsinnig schnell. Ich war auf dem Weg.

Yogabee Yoga Retreat am Meer in Domburg mit Truly Tabea

— m/eine Hülle

Dort sein zu dürfen, verdanke ich einer Begegnung, an deren Zufall ich nicht glauben will. Diese Tage haben so viel wach gemacht, dass ich noch Monate später ihre Auswirkung(en) in mir trage. In den Wochen danach fühlte ich mich so voll, dass wenig Platz war für m/einen Alltag, in dessen Arme ich mich eigentlich so gerne schmiege. Das zu reflektieren dauert auch heute noch an. »Warum bin ich eigentlich hier?«

Wir wollten Yoga praktizieren, Tabea sprach von Atmen, von Tanz und Meditation. Gut. Ich bin nicht bereit, aber ich tue es ;)

Ein verlängertes Wochenende in Gemeinschaft, in der Natur, das Meer im Rücken, die Weite im Blick. Yoga üben. Mich erinnern. Morgens, mittags, abends. Dazwischen essen, sinnieren, reden, rauskommen. Ein bisschen Herbstsonne, vielleicht auch Regen, nachdenken. Nicht zu viel. Einfach machen. Spüren. Ganz intuitiv. Bewegen. In der ersten Nacht stürmt es. Auch der Mond lässt wissen, dass er da ist, in seiner Präsenz und bald auch in Fülle. Ich komme immer noch an.


Yoga ist für mich in erster Linie »Körper«. Diese selbstverständliche Kraft, die mir zu eigen ist, die kannte ich lange nicht. Den Zugang zum Yoga fand ich erst nach vielen Jahren, in denen ich meine Matte unzählige Male aus- und wieder eingerollt hatte. Es gab Zeiten, da berührten wir uns nicht. Im dritten Anlauf (oder war es der vierte?) fühlte sich Yoga als meine Praxis endlich stimmig an. Das passierte tatsächlich über den körperlichen Aspekt. Die Stärke, die Stabilität, das Bewusstsein, dass ich »mich halten« kann, all das hat mir immer gefehlt – und sich dann Stück für Stück, mit (jeder) Übung, in mir gefestigt. Ich liebe es, mich darüber zu spüren. Und ich nehme das so an, wohl wissend, dass Yoga weitaus mehr Ebenen hat, und mit der Erfahrung, dass sich diese Seiten organisch entfalten (dürfen).

Tabeas Fokus ist das Fließen und Atmen, das ruhige und sanfte Nachspüren, das Begleiten. Klar und ausgerichtet. Es ist weniger kraftvoll, als ich es sonst mag, ja, aber ich nehme mich trotzdem wahr. Es ist ein Hineingeben – oder anders: eine Animation, die Bewegung »auszutanzen«, sie balancierend bis in die Spitze zu führen. So, als würde ich mich auf einen Kipppunkt zubewegen.

Es ist ein fließender Übergang vom Körper in den Raum in die Um-Welt, die Natur. Und das funktioniert hier, an diesem Ort, so besonders gut.

Yogabee Yoga Retreat am Meer in Domburg mit Truly Tabea

— inmitten laute(r) Zwischentöne

Am zweiten Tag atmen wir – und tanzen. Aber vor allem: Wir atmen. Zusammen, mit Musik. Vor Psychedelic Breath hatte ich im Vorfeld großen Respekt. Um es kurz zu machen: Es war laut und intensiv. Und in mir ein großer Widerstand. Ihn nicht zu brechen, vielmehr wahr- und anzunehmen, mir zu vertrauen, das ist m/eine Lektion. Trotzdem (oder gerade weil) ich immer aus dem Rhythmus fiel. Die Wiederholung am nächsten Tag war ohne diesen überraschenden, fast schon überwältigenden Moment zu leise, zu wenig. Ich lerne (dazu). Die Tanzmeditation im Anschluss – ha! – ein Leichtes. Experimentell wurde es erst wieder später. Zu Hause erzähle ich einer Freundin davon. Ich sage: »Komm doch nächstes Mal mit!« Sie sagt: »Uff« ;)


Es ist Yoga über die Asanas hinaus. Unaufgeregt, schlau, warm und still, und auch ein bisschen mutig. Tabea vermittelt dabei stets ein Gefühl des Aufgehobenseins. Sie macht Angebote. Arbeitet mit Musik, mit Langsamkeit und Bedacht. Sie verknüpft Wissen mit Inspiration und Technik. Lässt Ideen aufspringen.

Wir bewegen uns, wir singen, wir ermuntern einander. Es ist ein »Wir« und durchaus ein Verlassen der »Komfortzone«, aber immer auch noch ein »Ich«. Es ist ehrlich und erdend und gut.

Das Weltliche ist
mit dabei.

Am dritten Abend stehen wir draußen am Feuer. Nebel steigt auf, das Meer rauscht. Im ersten Moment verwechsle ich die Geräuschkulisse mit der einer viel befahrenen Autobahn. Irgendwann überschreibt ein Gefühl den Gedanken.

I am here.

Tabea fährt immer wieder ans Meer. Trau dich, wenn du kannst. Es ist schön (dort) und macht viel. Und wenn es weniger macht, bleibt es schön :)

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