Milchreis fürs Leben
Was für eine »irre« Zeit. In mein (Berufs-)Leben startete ich vor vielen Jahren mit einer Mittagspause, deren Dasein in ihrer alltäglichen, manchmal gar wahnwitzigen Abbildung menschlicher Stimmungen und Gefühle bis heute den ein oder anderen Gedankenhaken wirft.
Das gemeinsame Essen war Teil meiner »Lehre«. Immer zusammen. Nie auswärts. Heiter und herausfordernd. Jeden Tag aufs Neue. Einkaufen, kochen und schon vor 12 Uhr die Frage: »Was essen wir heute?« Völlig unbedarft streute ich, einmal und nie wieder, Milchreis in die Wunde. Ich muss immer noch lachen. Über den fehlenden Zuspruch und das Entsetzen meiner Kollegin und jetzigen Freundin Manu (Wie konnte das passieren? ;)), Milchreis sei doch kein Mittagessen, sondern höchstens (!) ein Nachtisch. Darauf wäre ich nie gekommen.
Dieses helle, weichwarme Reismeer, in das Eintauchen einer innigen Umarmung gleicht. Jeder Löffel Trost und pure Freude ist. Flüssige Butter, Zucker und Zimt. Wie kann das kein Mittagessen sein?
Als Kind habe ich mich so oft von Milchreis retten lassen, dass ich die Teller nicht mehr zählen kann. Das dumpfe Blubbern im Topf, das ständige Rühren, die Aufmerksamkeit, die diesen Körnchen in ihrer Suppe zuteil wurde. Es konnte nicht schöner sein – und war am Ende immer ein bisschen stichfest.
Heute mag ich es cremiger. Es ist ungefähr zehn Jahre her, da tischte mir Nigel Slater den perfekten Milchreis auf. Das Rezept für seinen (und jetzt auch meinen) »Twenty-minute Rice Pudding« steht in Real Fast Puddings. Das einzige, das ich daraus überhaupt gekocht habe, aber das in sicherer und angepasster Wiederholung. Bleistiftnotizen verraten es.
Festgesetzt hat sich übrigens auch das, was Katharina einmal gesagt hat. Darüber, wann sich ein Kochbuch lohnt. Wenn es auch nur ein Rezept gibt, ohne das das eigene (kulinarische) Leben ärmer wäre, ist ein Kochbuch seinen Besitz wert. Ja, das empfinde ich tatsächlich auch so. Ein Kochbuch muss sich für mich nicht dadurch rentieren, dass ich möglichst viele Rezepte daraus koche, sondern welche, die zu mir passen und mich bereichern. Und das kann eben schon ein einziges sein.
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Cremiger Milchreis
Milchreis | Pflanzenmilch |Sahne | Vanille | Salz | Butter | Zucker | Zimt
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Vorab: Ich koche meinen perfekten Milchreis mittlerweile in einer Mischung aus ungesüßter (!) Mandelmilch und Sahne. Der Eigengeschmack der Mandel ist für mich genau richtig, aber natürlich präsent. Wer das nicht mag, switcht (wieder) zur Kuh. Als Reis verwende ich einen gängigen Rundkornreis, meist Arborio. Die Mengenangaben sind für zwei Personen als eigenständige Mahlzeit ausgelegt, ein Mittagessen eben :)
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In einem Topf mit Deckel 175 Gramm Milchreis zusammen mit 500 Milliliter ungesüßter Mandelmilch und 150 Milliliter Sahne, einer Messerspitze Vanille und einer deutlichen Prise Salz aufkochen.
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Runterschalten und bei niedriger Hitze etwa 20 Minuten köcheln lassen, bis der Reis samtweich ist, aber immer noch ein wenig Biss hat. Es gibt Menschen, die den Milchreis ihrem Bett anvertrauen; ich bleibe am Topf und empfehle, immer mal wieder zu rühren, den Herd vielleicht auch schon früher auszuschalten, um den Reis dann bedeckelt (also deckengleich :)) nachziehen und nicht anbrennen zu lassen.
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Kurz vor Schluss einen Stich Butter unterheben. Zusätzlich zur geschmolzenen, die sich auf dem Teller als obligatorische Pfütze mittig in der klassischen Milchreismulde sammeln muss. Darüber Zucker und Zimt, üppig. Jetzt nur noch hineinfallen lassen. Dankt mir später ;)
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